(english below)
Die Seebrücke München ist als Lokalgruppe Teil der internationalen Seebrücke-Bewegung. Die Seebrückenbewegung ist vor über 3 Jahren entstanden, um der menschenunwürdigen europäischen Grenzpolitik von Seiten der Zivilgesellschaft etwas entgegenzusetzen.
Niemand flieht freiwillig: Kriege, Verfolgung, Gewalt, Armut und die Klimakrise führen dazu, dass Menschen ihr Zuhause verlassen müssen. Auf der Suche nach einem Sicheren Hafen begeben sie sich auf lebensgefährliche Fluchtrouten – denn in die EU gibt es kaum sichere Wege. Doch anstatt die Menschen auf der Flucht zu schützen, schottet die EU sich noch stärker ab. Sie investiert immer mehr in den sogenannten „Grenzschutz” und sieht dem Sterben der Flüchtenden weiter tatenlos zu – nicht nur auf dem Mittelmeer.
Wir entgegnen dieser unmenschlichen Politik mit einem Plan: Wir schaffen selbst Sichere Häfen für Menschen auf der Flucht! Mittlerweile haben sich fast 270 Städte und Kommunen zum Sicheren Hafen zu erklärt, um für eine menschliche Migrationspolitik zu streiten, seit Juli 2019 auch München.
Sichere Häfen sollen Verantwortung übernehmen, wo die nationale Politik versagt:
Sie können im Namen ihrer Bürger*innen die Entkriminalisierung der Seenotrettung und neue staatliche Rettungsmissionen fordern. Sie heißen Geflüchtete in ihrer Mitte willkommen – und sind bereit, mehr Menschen aufzunehmen, als sie müssten. Gemeinsam können die Sicheren Häfen eine starke Gegenstimme zur Abschottungspolitik der Bundesregierung bilden.
Ganz wichtig dabei ist die Forderung nach der Möglichkeit von Kommunaler Aufnahme – denn die Sicheren Häfen stehen bereit Menschen in Not aufzunehmen, es wird ihnen aber auf Länder- oder Bundesebene untersagt.
Doch bei der Idee von Sicheren Häfen geht es nicht nur darum, Menschen in Not aufzunehmen – sei es nachdem sie aus dem Mittelmeer gerettet wurden oder wenn sie in den Elendslagern auf den griechischen Inseln verzweifeln. Sondern es muss und soll auch darum gehen, schon hier lebenden Menschen eine Bleibeperspektive und eine sichere Zukunft ohne Angst vor Abschiebungen zu ermöglichen.
Die geflüchteten Menschen, denen jetzt eventuell die Abschiebung nach Sierra Leone droht, brauchen genau eine solche Bleibeperspektive. Sierra Leone ist kein sicherer Ort, genausowenig wie die griechischen Inseln, Afghanistan oder Libyen. Viele derer, denen nach den sogenannten Botschaftsanhörungen die Abschiebung in ein Land der Armut, Korruption, Perspektivlosigkeit und politischer Verfolgung droht, haben auf ihrer Flucht nach Europa die tödliche Sahara durchquert, haben in libyschen Lagern gelitten und die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer überlebt.
Ein „Sicherer Hafen“ – der sich nicht nur auf dem Papier so nennt – muss sich auch für das Leben und die Zukunft derer einsetzen, die schon hier leben. Es wäre ja geradezu absurd, wenn sich eine Stadt aufnahmebereit zeigt, um diejenigen die es dann hierher geschafft haben im Stich zu lassen.
Wir rufen die Stadt München daher auf, ihre jetzt schon bestehenden Möglichkeiten dafür zu nutzen, und – viel wichtiger – die Handlungsfähigkeit noch um ein Vielfaches zu erweitern. Warum nicht eine City ID wie in Zürich, mit der die Stadt auch Menschen ohne Papiere die Teilhabe am öffentlichen Leben, Gesundheitsversorgung und anderem zumindest teilweise ermöglicht.
Die momentanen rechtlichen Hürden, solche Projekte auch in München anzugehen, sollten nicht mehr sein als ein Ansporn für alle – für die Kommunalpolitik und die Stadtgesellschaft – sie zu überwinden um der Idee einer „Solidarischen Stadt“ einen Schritt näher zu kommen.
(english)
Seabridge Munich is part of the international sea bridge movement. Over 3 years ago this movement has built as an opposition to the inhumane european border policies.
Nobody flees voluntarily: War, persecution, violence, poverty and the climate crisis lead to people having to leave their home. In search of a safe place they have to choose life threatening routes – because Europe does not provide safe passages. But instead of protection people who are fleering, Europe closes off even further. The European Union spends more and more money on the so called „border protection“ while it sits back and watches people dying at the border – not only on the Mediteranean Sea.
We have a plan to counter this inhumane policy: We create Safe Harbors for refugees! In the meantime over 270 cities and communities declared themselve a Safe Harbor and want to fight for humane migration policies – since 2019 also Munich.
Safe Harbors are supposed to take responsibility where national politics fail to do so. In the name of their citizens they can demand a decriminalisation of sea rescue and the reinstatement of state-organized rescue missions. They welcome refugees – and they are willing to accommodate more people than they are officially required. They Safe Harbors can unite as a powerful voice against the walls-up-policy of the German government.
A very important part is the demand for municipal accommodation. Safe Harbors are ready to welcome people in need but are hindered by state or federal regulations.
But the idea of Safe Harbors is not only to accommodate people in need after being rescued in the Mediterranean or from the miserable conditions on the Greek Islands. Of course it is also important to give a prospect for a safe future without deportations to the people that already live here.
The refugees, that are now endangered by a possible deportation to Sierra Leone, exactly need this prospect for a right to stay. Sierra Leone – like the Greek Islands, Afghanistan or Libya – is not a safe place. Many of the people who are threatened to being deported to a country of poverty, corruption, lack of perspectives and political persecution, crossed the deadly Sahara on their way to Europe, they suffered in Libyan torture camps and survived the dangerous passage over the Sea.
A Safe Harbor that not merely exists on paper must raise its voice for the life and the future of the people that already live here. It would be an absurdity if a city is welcoming refugees rescued from the borders while letting down those who already managed to come here.
So we call on the city of Munich, to use all existing capacities – and more important – to expand those to stand with these people in need. Why not establish a city ID like the Swiss capital Zürich, that enables the participation in public life and health service at least in parts for people without legal status.
The existing obstacles to establish projects like this in Munich should not be more that a motivation for local poltics and the Munich society to overcome them to get one step closer to the idea of a „Solidarity City Munich“.