Wir sind erschüttert von den Ereignissen der letzten Woche an Bord der Ocean Viking. Sie haben gezeigt, wie dringend wir eine europäisch koordinierte Seenotrettung brauchen.
Was ist passiert? Am Donnerstag, den 02. Juli, sprangen zwei der 180 von der Ocean Viking Geretteten in ihrer Verzweiflung über Bord. Eine Gruppe von Geretteten äußerten Suizidgedanken oder drohten sich selbst und andere zu verletzen. Nach sechs Suizidversuchen innerhalb von 24 Stunden sah der Kapitän sich gezwungen, den Notstand auszurufen – zum ersten Mal in der Geschichte von SOS MEDITERRANEE. Die Sicherheit von Überlebenden und Crew waren in Gefahr.
Das passiert, wenn EU-Staaten aus Seenot Geretteten in extremer psychischer Notlage verweigern, unverzüglich an einem sicheren Ort an Land zu gehen – so wie es das Seerecht vorschreibt. Eine Woche war seit dem Rettungseinsatz vergangen. Sieben Mal hatte die Crew an Bord Malta und Italien vergeblich um die Zuweisung eines sicheren Hafens gebeten. Die EU schwieg.
Die Weigerung der EU-Staaten zu handeln, gefährdet Menschenleben! Die unnötigen Verzögerungen sind unwürdig und unmenschlich. Das haben wir auch im Fall der 53 Geretteten an Bord der MS Talia gesehen: Sie mussten an Bord des Frachtschiffes mehrere Tage lang in Tierställen schlafen.
Nach einem Treffen der EU-Innenminister am Dienstag hält Innenminister Horst Seehofer eine verbindliche europäische Lösung für den Umgang mit Geretteten erst 2021 für realistisch. So lange können die Menschen, die vor der eskalierenden Gewalt in Libyen fliehen, nicht warten. Die humanitäre Not besteht jetzt und nicht erst nächstes Jahr!
Bundesaußenminister Heiko Maas muss das EU-Seenotrettungsprogramm sofort auf die Agenda der gerade begonnenen deutschen EU-Ratspräsidentschaft setzen.
Deshalb: Unterzeichne die Petition von SOS MEDITERRANEE und verbreite sie! Mit vielen Unterstützer*innen können wir Heiko Maas viel besser überzeugen!